Constructing Sochi / Dokumentarische Langzeitbeobachtung / 73Min / 2014 / Regie: Steffi Wurster / Kamera: Eugen Schlegel, Steffi Wurster / Schnitt: Steffi Wurster / Aufnahmeleitung: Alexander Bundtzen / Produzent: Jakob Rühle / Produktion: Sinafilm Produktion / im Verleih von arsenal Berlin / Film anschauen Constructing Sochi / long-term documentary / 73min / 2014 / Director: Steffi Wurster / Camera: Eugen Schlegel, Steffi Wurster/ Editing: Steffi Wurster / Line-producer: Alexander Bundtzen / Producer: Jakob Rühle / Production: Sinafilm Produktion / distributed by arsenal Berlin / Watch movie

45 Min Fassung: Brot und Spiele / WDR / Redaktion: Barbara Schmitz / Erstausstrahlung am 27.01.2014 in der ARD 45 Min cut: Brot und Spiele / WDR / Program editor: Barbara Schmitz / First broadcast: 2014/01/27, ARD

Die Winteroympiade 2014 katapultiert den Schwarzmeer-Kurort Sotschi in eine neu gebaute Realität. Territorien werden besetzt und umdefiniert, Landmassen verschoben, als sei die Landschaft eine animierbare Spielwelt. Im Namen des Sportevents findet eine Neuverhandlung von Grenzen und Inbesitznahme von Raum statt.

Die Imeretinskaya Bucht - zukünftiges Herzstück der Winterspiele in den Subtropen - bildet das Zentrum der Langzeitdokumentation. Innerhalb kürzester Zeit wird eine über Jahrzehnte gewachsene Struktur vom Masterplan der Spiele abgelöst. „Im großen Stil, auf Neuland“ werden Eisstadien, Hotels und neue Strände geschaffen, schwärmt der Bürgermeister. Doch auf dem „Neuland“ der Bucht leben Menschen. Sie stehen den Planungen auf dem weißen Papier entgegen.

Über vier Jahre begleitet Constructing Sochi Pascha, Lena, Ludmilla und Volodja, die umgesiedelt werden. Aus ihrer Perspektive beschreiben die Aufnahmen die sukzessive Ablösung der Häuser und Felder durch Sport- und Wohnkomplexe in der Gleichförmigkeit der globalisierten Bauindustrie. Durch ihre Augen erfahren wir von ihrem Kampf für eine angemessene Entschädigung in einem von Willkür und fehlender Transparenz geprägten Prozess. Wir erleben ihre starken Verbundenheit mit dem Land und ihren Umzug in eine neu gebaute Siedlung – „freiwillig unter Zwangsmethode“, wie Pascha pointiert feststellt. Doch die netten Fassaden der neuen, komfortablen Häuser für die Umsiedler können über eine fragwürdige Zukunft nicht hinweg täuschen. Die Anwohner verbleiben ohne Ackerland und ohne Arbeit in einer ganz auf Tourismus setzenden, verbauten Bucht - ein Ende mit offenem Ausgang.

Constructing Sochi beobachtet den Mikrokosmos der Bucht, über den eine Welle der forcierten Urbanisierung hinweg rollt. Der Film zeigt die Vorbereitungen der teuersten Spiele der Geschichte im Spannungsfeld zwischen Tradition und Pragmatismus, zwischen Arroganz der Obrigkeit und mutigem Anwohnerprotest und macht die Ambivalenz der Modernisierung - ganz auf die russische Art - sichtbar.

Premiere am 20.2.2014, 20:15h im Babylon Berlin-Mitte
ausgezeichnet mit dem Prize of Hotel Tatra Bratislava, Ekotopfilm – 41st INTERNATIONAL FESTIVAL OF SUSTAINABLE DEVELOPMENT FILMS

„Aber es gibt dieses gute, öffentlich-rechtliche Fernsehen für alle. Man muss nur ein bisschen suchen. An einem Montag kurz vor Mitternacht zum Beispiel. Da lief gestern Steffi Wursters exzellente Langzeitbeobachtung Brot und Spiele, die Ursachen und Wirkung der 22. Winterolympiade in Sotschi so schmerzhaft seziert, dass unmissverständlich wird, was da am 7. Februar im russischen Sotschi beginnt: Putins Spiele.“ Zeit Online, 28.01.2014, JAN FREITAG

The inhabitants of the Bay - the location of the Olympic Coastal Cluster in Sochi - traditionally earned their living from agriculture. As the master plan of the games is gradually being implemented the residents are relocated from their fertile ground. On their plots the Olympic Park, Hotels and infrastructure are built from the ground up. The people have to trade their large plots in for a modern house on a smaller site. The film portrays Lena, Pascha, Ludmilla and Volodja in their old and new homes. Through their eyes we experience their attachment to the land, their fight for adequate compensations and the relocation to a newly built settlement.

Observing the microcosm of the Imeretinskaya Bay for four years the process of land appropriation and turbo-modernization is recorded. The size of the Olympic project contrasts starkly with what used to be the residents' modest huts and homes. We learn about the concrete impact of the megaproject on the people for whom the loss of their huge gardens means a loss of livelihood.

Film premiere on 20 February 2014 at 20:15h, Babylon Berlin-Mitte
Prize of Hotel Tatra Bratislava, Ekotopfilm – 41st INTERNATIONAL FESTIVAL OF SUSTAINABLE DEVELOPMENT FILMS